
Trauma und Natur
Grundlegende Informationen & Zusammenhänge
Wir sind ein Teil der Natur
Die Natur zeigt uns immer wieder aufs Neue, was es heißt, lebendig zu sein: sich zu entwickeln, zu wachsen, loszulassen, sich anzupassen und sich zu verändern.
Im Herbst fallen die Blätter der Bäume zu Boden, um aus ihrem Laub Nährstoffe für das kommende Frühjahr zu bilden. Blumen richten ihre Blüten und Blätter nach der Sonne aus und verfolgen tagsüber ihre Stand. Durch die Interaktion von Erde und Mond entstehen Ebbe und Flut.
Als Teil der Natur können wir lernen uns wieder auf diese elementaren Zusammenhänge zurückzubesinnen und sie als Vorbild nutzen.
Aber bitte mit System
So wie die Natur auf das Zusammenspiel verschiedener Systeme, wie Jahrzeiten, Mondzyklus oder Gezeiten angewiesen ist, beruht auch die Funktion des menschlichen Körpers auf einer Reihe von Systemen.
Dazu gehören u.a. das Herz-Kreislauf-System, das Knochensystem, das Muskelsystem und das Nervensystem. Diese Systeme stehen in Wechselwirkung zueinanderstehen. Was sie alle gemeinsam haben, ist ihr Streben nach Gleichgewicht.
Wenn ein Trauma unser Nervensystem aus dem Gleichgewicht gebracht hat, können wir sein Streben zurück ins Gleichgewicht unterstützen. Wir können unserem Nervensystem helfen sich wieder zu regulieren und zur Ruhe zu kommen.
Stress lass nach
Studien haben gezeigt, dass der Kontakt mit der Natur einen positiven Effekt auf Körper und Psyche hat. Neben unsere Wahrnehmung wird auch unsere mentale Gesundheit verbessert und Stress reduziert.
Trauma entsteht durch Ereignisse, die mit großem Stress verbunden sind. Kann dieser Stress nicht verarbeitet werden, speichert ihn der Körper. Ein erhöhtes Stressniveau ist die Folge. Unser System ist in einer Art Daueralarm gefangen. Wir sind permanent angespannt, in Hab-Acht-Stellung, können nur schlecht entspannen.
Hier kommt die Natur wieder ins Spiel, denn Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Natur Stressreaktionen abschwächen kann. Ein populäres Beispiel ist das aus Japan stammende Waldbaden, das sogar zu einer Senkung des als Stresshormon bekannten Kortisols führen kann (Park et al., 2007).
Weitere Studien haben gezeigt, dass der Kontakt mit der Natur mit einem gesteigerten psychischen Wohlbefinden einhergeht. Neben unsere Wahrnehmung wird auch unsere mentale Gesundheit verbessert.
Die Natur ist ein sehr gutes Beruhigungsmittel.
– Anton Pawlowitsch Tschechow
Nature knows best
In ihrem Buch, The Nature Fix: Why Nature Makes us Happier, Healthier and More Creative, berichtet Florence Williams was die Forschung inzwischen alles über den Effekt der Natur auf den Menschen weiß:
- Nach nur fünf Minuten im Wald, beginnt sich unsere Herzfrequenz zu verlangsamen und unsere Gesichtsmuskeln entspannen sich
- Wasser und Vogelzwitschern verbessern unsere Stimmung und unsere Aufmerksamkeit
- Zeit in der Natur fördert die sogenannten Alphawellen, also die Gehirnwellen, die mit Ruhe und Wachheit in Verbindung gebracht werden
- Mindestens 1 1/2 Stunden in der Natur zu verbringen, vermindert unseren Drang uns mit Problemen zu beschäftigen und hilft uns zu mehr Verbundenheit mit uns selbst, unseren Mitmenschen und unserem Umfeld
- Fünf Stunden im Monat in der Natur zu verbringen kann uns insgesamt gesehen glücklicher machen
Ist das ein Gefühl oder kann das weg?
Doch die Natur kann mehr, denn Studien zeigen, dass sie sich auch positiv auf unsere Emotionsregulation auswirken kann. Das ist die Fähigkeit, unsere Gefühle wahrzunehmen, sie zu benennen und angemessen mit ihnen umzugehen zu können.
Menschen mit Entwicklungstrauma fällt das oft schwer. In vielen Fällen hatten sie keine Chance diese Dinge zu lernen, pendeln zwischen emotionaler Taubheit und heftigen Gefühlsausbrüchen, ohne sich selbst zu verstehen.
Durch ihren positiven Effekt auf Körper und Psyche, zum Beispiel in Form von Erholung oder Freude, kann die Natur zu einer verbesserten Emotionsregulation beitragen. So wird unserem vegetativen Nervensystem auf die Sprünge geholfen, es findet leichter zu seinem natürlichen Gleichgewicht zurück.
Erste Hinweise aus der Forschung deuten sogar auf die Wirksamkeit von Natur im Zusammenhang mit der Behandlung von Ängsten, stressbedingten oder sogar posttraumatischen Symptomen hin. Auch wenn es noch viel in Erfahrung zu bringen gibt.
Die Natur ist ein guter Ort, um unsere Natürlichkeit wiederzufinden.
–Ernst Ferstl
Trauma trifft Natur
Es zeigt sich, dass die Natur genau die Bereiche von Körper und Psyche positiv beeinflussen kann, die durch Trauma oft beeinträchtigt sind. Wie unser Stressniveau oder unsere Stimmung. Was liegt da näher, als die Natur zur Heilung von Trauma zu nutzen? Leider vergessen wir in unsere hektische Zeit schnell wie essenziell die Natur für unser Überleben und unser Wohlbefinden ist.
Die Entfremdung von der Natur hat dazu geführt, dass wir uns zunehmend heimatlos, entwurzelt und verloren fühlen. Obwohl es uns von außen betrachtet an nichts fehlt. Da auch ein Trauma oft mit Gefühlen wie Abgetrenntheit oder Einsamkeit einhergeht, kann eine Rückbesinnung auf die Natur uns helfen wieder mehr mit uns selbst und anderen in Kontakt zu kommen und zu heilen.
Neugierig auf mehr?
Erfahre jetzt wie du die Natur als Ressource nutzen kannst und wie die Natur dich bei der Traumaheilung unterstützen kann.