Meer statt Wald: Wieso Wasser mehr entspannt

  • Beitrags-Kategorie:Natur / Tipps
  • Beitrag zuletzt geändert am:April 28, 2024
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Meer statt Wald

Waldbaden ist in. Erst recht seit Corona. Artikel und Bücher dazu schießen wie Pilze aus dem Boden. Ausbildungen zum Waldbademeister oder Kursleiter für Waldbaden sind auf Monate im Voraus ausgebucht. Und das nicht ohne Grund. Denn der Trend aus Japan verspricht das, was uns allen oft fehlt: Ruhe und Entspannung.

Doch ist der Wald oder doch das Meer der richtige Ort dafür? Bevor wir in den Wald gehen, um uns vom Stress zu befreien, lohnt sich daher ein Blick über den Waldrand hinaus. Aktuelle Forschungen zeigen, dass Orte am Wasser mehr bieten könnten als der Wald.

Darf es ein bißchen Meer sein?

Lange Zeit fokussierte sich die wissenschaftliche Forschung auf den positiven Einfluss der grünen Natur. Vor knapp 10 Jahren dann ein Umdenken als Wissenschaftler aus dem Vereinten Königreich die Idee hatten, das Orte in der Nähe von Wasser besser geeignet sein könnten, um Wohlbefinden und Gesundheit zu fördern als der Wald.

Um herauszufinden, wie einzelne Ort auf den Menschen wirken, entwickelten sie eine Smartphone-App um Daten zu sammeln. Sie baten mehr als 20.000 Menschen damit Fragen zu beantworten, die ihnen ohne festes Zeitschema zugesandt wurden. Entscheidend war, dass die Teilnehmer die Fragen direkt vor Ort beantworten, also dort wo sie sich gerade aufhielten.

Auf diese Weise wurden mehr als eine Million Antworten gesammelt. Bei der Auswertung stellte sich heraus, dass Menschen, die sich bei der Beantwortung der Fragen in der Natur aufgehalten hatten, deutlich glücklicher waren als Menschen in der Stadt. Am glücklichsten waren allerdings Menschen, die sich in Meeres- und Küstengebieten aufgehalten hatten.

Auf einer Glückskala mit 100 Punkten lagen Küstengebiete circa sechs Punkte über dem Wert von städtischen Gebieten. Andere Umgebungen in der Natur wie Berge, Heideland und Süßwassergebiete kamen schlechter weg: Sie lagen nur zwei bis drei Punkte über dem Wert von städtischen Gegenden.

Möwe am Strand bei strahlend blauem Himmel - Naturing Myself
Blauer Himmer soweit das Auge reicht: Strandmöwe auf Norderney

Blau ist das neue Grün

Ein anderes Forschungsprojekt, das sich mit der Wirkung von Wasser auf den Menschen befasst hat, ist das BlueHealth Project. Es untersuchte Orte in der Nähe von Wasser, das heißt Naturräume, die entweder von der Natur oder aber von Menschenhand geschaffen wurden, wie Flüsse, Seen, Meere oder auch Springbrunnen in Parks, in denen Wasser eine wichtige Rolle spielt und die für Menschen zugänglich sind.

Auslöser für das Projekt war die Tatsache, dass wir heute zwar viel über die Wirkung von grüner Natur wissen, es aber an Wissen über die Zusammenhänge zwischen von Wasser geprägten Orten und Gesundheit mangelt.

Die Forschen fanden heraus, dass Menschen, die näher an der Küste leben, über einen besseren allgemeinen und psychischen Gesundheitszustand und mehr körperliche Aktivität berichten. Optimal ist es den Ergebnissen aber nach dort, wo es von beidem etwas gibt, also Grünflächen und Wasser.

Idealerweise also ein Wald direkt am Meer, wie es ihn auf der Nordeseeinsel Borkum tatsächlich gibt. Das Naturschutzgebiet Greune Stee ist ein grünes Waldgebiet im Südwesten der Insel, das durch seine Lage einen fließenden Übergang zwischen Wald und Meer ermöglicht.

Meer hilft gegen Schmerzen

Doch für die meisten von uns gilt: Wir können nicht immer am Meer sein. Wie können wir trotzdem profitieren? Ein Weg dafür ist möglicherweise virtuelle Realität.

Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass Menschen, die sich einer Zahnbehandlung unterziehen mussten, weniger Angst, Schmerzen und Stress verspürten, wenn sie während der Behandlung einen virtuellen Strandspaziergang am Meer machten.

Selbst bei ihrem nächsten Zahnarztbesuch ging es ihnen besser als den Patienten, die einen virtuellen Spaziergang durch eine Stadt gemacht hatten oder über gar keine Erfahrungen mit virtueller Realität verfügten.

Blick in die Wipfel der Bäume im Wald im Sommer - Naturing Myself - Meer statt Wald
Blick in die Baumwipfel: Wirkt auch virtuell

Virtuell im Wald statt live im Watt

Das sich die Natur positiv auf unsere Gesundheit auswirkt haben zahlreiche Studien belegt. Aber was ist mit Menschen, die generell nur begrenzt Zugang zur Natur haben? Zum Beispiel im Krankenhaus, im Gefängnis oder in einer Pflegeeinrichtung. Für diese Menschen könnten Bilder und Filme eine Alternative sein, um zumindest von der Illusion einer natürlichen Umgebung zu profitieren.

Eine Studie hat genau das untersucht. Zusätzlich zu herkömmlichen Fotos wurden Virtual-Reality-Umgebungen eingesetzt, da diese besser ein Gefühl von Realität vermitteln können.

Über ein Kopfdisplay wurden entweder herkömmliche Fotos oder ein 360-Grad-Video von einem Wald oder einer Stadt gezeigt. Untersucht wurde dabei die Auswirkung auf Stimmung, Stress, physiologische Reaktionen und Wahrnehmung.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Waldumgebung positiv auf die Wahrnehmung der Teilnehmer auswirkte und die städtische Umgebung unabhängig von der Präsentationsart (Fotos, Video) die Stimmung störte.

Warum sollte das nicht auch mit Meerblick funktionieren?

5 Tipps, um dir das Meer nach Haus zu holen

Wer also zu weit weg vom Meer wohnt oder aus anderen Gründen nicht ans Meer fahren kann, sollte sich das Meer nach Hause holen. Wie das aussehen kann, erfährst du in den folgenden fünf Tipps.

1. Eine Reportage oder Doku ansehen

Lass dich von einer Doku oder einer Reportage inspirieren, um dich in Gedanken ans Meer zu versetzen. Bei YouTube oder in den Mediatheken vieler Sender finden sich Reiseberichte, Reportagen oder Dokus über das Leben am Meer oder auf einer Insel. Der Bonus: Du lernst vielleicht etwas was du noch nicht wusstest und profitierst doppelt.

2. Ein Fundstück aufstellen

Wenn du schon mal am Meer warst und dir ein Erinnerungsstück mitgebracht hast, eine schöne Muschel oder anderes Strandgut, kannst du den Gegenstand bei dir zu Hause auf dein Regal oder deinen Tisch stellen. So erinnert es dich an die Zeit am Meer und hält die Bilder vom Meer in deinem Kopf lebendig.

Herz aus Stein auf einem Holzpfosten am Strand von Norderney - Naturing Myself
Herzförmiger Stein: Gefunden am Strand auf Norderney

3. Zeit an einem Fluß oder See verbringen

Falls nur das Meer zu weit weg ist, es aber in deiner Nähe einen Fluss oder See gibt, kannst du ersatzweise dort Zeit verbringen. Vielleicht kannst du auch eine Schiffstour machen, Boot fahren oder eine andere wassernahe Freizeitaktivität finden, bei der du Zeit am oder auf dem Wasser verbringst. So kannst du auch ohne Meer vom blauen Nass profitieren.

4. Fotos anschauen

Falls die Zeit nicht für einen Film reicht, sind Fotos ein idealer Weg um dir das Meer nach Hause zu holen. Das Gute: Es gibt viele Optionen. Du kannst dir ein Bild aufhängen oder aufstellen, es als Bildschirmhintergrund am Computer nutzen, ein Mousepad damit bedrucken lassen, ein klassisches Fotoalbum gestalten oder online Bilder mit Freunden teilen.

Möwe vor blauem bewölktem Himm und Meer mit Wellen - Naturing Myself - Meer statt Wald
Möwe am Meer: Hörst du das Meeresrauschen ?

5. Meeresrauschen To Go

Um dich in Gedanken ans Meer zu versetzen, gibt es Entspannungsmusik, die Meeresrauschen, Möwen und andere Naturklänge kombiniert und die du kostenlos bei YouTube hören kannst. Du kannst auch Titel, die dir gefallen, im MP3-Format kaufen, herunterladen und so ortunabhängig zu jeder Zeit abspielen. Das Angebot ist wirklich riesig, es reicht von reinen Naturgeräuschen über geführte Naturmeditationen bis hin zu Meeresklängen, die mit Musik unterlegt sind. Meeresrauschen kann übrigens auch beim Einschlafen helfen.

Meer geht immer

Das Meer ist der neue Wald, zumindest wenn man aktuellen Forschungen glaubt. Es wirkt sich erwiesenermaßen positiv auf Körper und Seele aus und Menschen die an der Küste wohnen können sich besonders glücklich schätzen. Aber auch wer im Binnenland zu Hause ist, kann von der Wirkung von Wasser profitieren, sei es in virtuellen Umgebungen beim Zahnarzt oder durch Bilder und Videos, die das Meer zu uns nach Hause bringen.

Direkt weiterlesen

Wie du die Natur, egal ob Meer oder Wald, als Ressource nutzt, erfährst du auf der Seite Natur als Ressource. Du findest dort auch Tipps dazu wie du diese Ressourcen bei der Traumaheilung nutzen kannst.

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