Achtsamkeit im Sommer
Eigentlich mochte ich den Sommer nie besonders. Er war mir schon als Kind zu heiß, zu schweißtreibend und zu überfrachtet mit der Erwartung gute Laune haben zu müssen, die sich bei mir partout nicht einstellen wollte.
Seit ich viel Zeit draußen in der Natur verbringe, weiß ich jedoch die Vorzüge des Sommers zu schätzen: Trockene schattige Wege im Wald, zum Beispiel, oder leuchtend grüne Blätter an Bäumen und Sträuchern kombiniert mit einem strahlend blauen fast wolkenlosen Himmel.
Das Leben in der Natur steuert im Sommer auf seinen Höhepunkt zu: Insekten aller Art gehen ihrer Arbeit nach, während an Bäumen und Sträuchern die ersten süßen Früchte reifen und die prallgefüllten Felder nach und nach abgeerntet werden.
Es gibt vieles, was den Sommer unverwechselbar macht, wie etwa den Duft von Sommerregen. Und einiges mehr. Neugierig geworden? Dann lies weiter und lass dich inspirieren von meinen fünf Tipps für naturbasierte Achtsamkeit im Sommer.
5 Tipps für naturbasierte Achtsamkeit im Sommer
Hier kommen meine fünf Tipps für naturbasierte Achtsamkeit im Sommer, die dir als Inspiration für deine Zeit in der Natur dienen sollen.
1. Insekten beobachten
Früher bin ich aus heutiger Sicht blind durch die Natur gelaufen. Ok, ich habe vielleicht auf den Weg vor mir geachtet, aber sicher nicht auf das, was links und rechts von mir passierte. Ich bin gar nicht erst auf die Idee gekommen, dass es so etwas wie Langsamkeit und Entschleunigung geben könnte und das beides kombiniert mit einer Portion Achtsamkeit meinen Blick auf die Natur nachhaltig verändern könnte.
Dabei gibt es so viel Schönes im Sommer zu entdecken. Einen bunten Käfer auf einer Blume, zum Beispiel, fleißige Ameisen an einem Baumstamm, Schmetterlinge auf einer Wiese, emsige Bienen an einem Lavendelstrauch oder Feuerwanzen und Mistkäfer auf einem steinigen trockenen Weg im Wald.
Zugegeben, es erfordert etwas Übung und Geduld um diese kleinen Tiere zu entdecken, aber gerade deshalb eignen sich Insekten ideal, um sich im Sommer draußen in der Natur in Achtsamkeit zu üben.

2. Auf die Geräusche des Sommers lauschen
Wer hätte gedacht, dass ein wenige Zentimeter großes Tier solch laute Töne von sich geben kann? Ich jedenfalls nicht. Bis ich eines Besseren belehrt wurde als die Grillen, die den Grünbereich unterhalb meines Balkons ihr zu Hause nennen, anfingen zu zirpen. Für mich ein eindeutiges Zeichen, dass es Sommer ist. Denn auch wenn sich die possierlichen Tierchen selten zeigen, ihre Musik ist unverkennbar.
Ebenso wie das Summen und Brummen von Bienen, Hummeln und Co. An bestimmen Pflanzen finden sich im Sommer ganze Bienenschwärme, die ihre Umgebung mit einem konstanten Summton erfüllen. Und auch die Stimmen junger Vögel, die hungrig in ihren Nestern auf die Rückkehr ihrer Eltern warten, gehören zu den jahreszeittypischen Geräuschen, die zur Achtsamkeit im Sommer einladen.
Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.
– Mark Twain
3. Sommerduft finden
Nach was riecht der Sommer für dich? Verknüpfst du den Geruch auch mit Erinnerungen an deine Kindheit oder bestimmte Erlebnisse? Bei mir ist es zum Beispiel der Duft von frisch gemähtem Gras oder Heu, der sich bei mir eingebrannt hat. Wenn ich Heu rieche, muss ich zurückdenken an die Reiterferien mit unserem Pferd, wo ich bei der Stroh- und Heuernte aushalf und abends glücklich und zufrieden mit total zerstochenen Beinen ins Bett fiel.
Ein ganz besonderer Geruch entsteht im Sommer kurz vor einem Gewitter. Wenn es lange trocken war, steigt uns noch vor Einsetzen des Regens ein frischer, erdiger und oft leicht feuchter Duft in die Nase. Der Fachbegriff dafür ist Petrichor. Er entsteht, wenn der Regen auf ätherische Öle trifft, die von Pflanzen abgesondert werden, die zusammen mit Bakterien am Boden für diese besondere Geruchskomposition sorgen.
Trotzdem riecht der Sommer für jeden von uns anders. Einen einheitlichen Sommerduft gibt es nicht. Es gibt es aber eine Vielzahl von Gerüchen in der Natur, die wir alle mit Sommer assoziieren: Süße Beeren im Wald, blühender Lavendel im Garten, duftende Blumen auf der Wiese oder Minze in einem Topf auf dem Balkon.
Es lohnt daher im Sommer getreu dem Motto „der Nase nach“ in der Natur unterwegs zu sein und beim Riechen Achtsamkeit walten zu lassen. Wer weiß, vielleicht entdeckst du dabei deinen ganz persönlichen Sommerduft.

4. Erste Früchte entdecken
In meiner Kindheit sind wir in den Sommerferien zum Wandern in den Schwarzwald gefahren. Eines der Highlights waren die Walderdbeeren, die es am Wegesrand zu entdecken galt. Ihr intensiver aromatischer Geschmack ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Was übrigens auch für die leckeren Heidelbeeren gilt, die es damals bei der Einkehr als Nachtisch mit einer großen Portion Vanilleeis gab.
Statt mit Walderdbeeren ist „mein Wald“ heute im Sommer prall gefüllt mit Himbeeren und Brombeeren, deren Sträucher man praktisch an jeder Ecke findet. Daneben gibt es aber auch erste unreife Haselnüsse und Walnüsse zu entdecken und jede Menge kleine grüne Äpfel, die auf den Streuobstwiesen heranreifen.
Der Sommer ist die ideale Jahreszeit, um die verschiedenen Früchte der Natur ausfindig zu machen und den nächsten Waldspaziergang oder die nächste Wanderung für eine kleine Schulung in Achtsamkeit zu nutzen.
5. Farben des Sommers
Goldgelbe Kornfelder, soweit das Auge reicht und die Sonne brennt unerbittlich vom blauen wolkenlosen Himmel. Seufzend stelle ich fest, dass ich meine Wasserflasche zu Hause vergessen habe. Das es gerade bergauf geht, motiviert mich wenig.
Ich schaue mich um und stelle fest wie schön die Aussicht doch eigentlich ist: Vor mir der nahe Wald mit seinen unzähligen Grüntönen, neben mir die alten Obstbäume, die üppig mit kleinen unreifen Äpfelchen behangen sind und hinter mir das strohgelb gefärbte Getreide, das vom Wind sanft geschaukelt in der Sonne glänzt.

Der Sommer hat viele Farben. Blau lässt uns an das Meer oder den Himmel denken, während Rot mit reifem Obst wie Erdbeeren, Himbeeren oder Kirschen in Verbindung gebracht wird. Bei Gelb fällt uns meist zuerst die Sonne.
Mein Favorit ist die Farbe Grün, die nicht nur Sinnbild für die Natur selbst ist sondern auch harmonisierend und beruhigend wirkt.
Oft ist es ein bunter Farbklecks inmitten grüner Blätter, der einen Waldspaziergang im Sommer spannend macht. Oder der rote Käfer, der plötzlich auf einer Blüte sitzt.
Was liegt daher näher, als sich beim nächsten Aufenthalt in der Natur zur Abwechslung mal bewusst auf die Farben des Sommers zu konzentrieren? So lässt sich nämlich Achtsamkeit im Sommer wunderbar nutzen, um vom Alltag abzuschalten und Stress abzubauen.
Achtsamkeit im Sommer: Natur pur bei jeder Temperatur
Ob der Sommer nun deine liebste Zeit im Jahr ist oder nicht: Es gibt viel zu entdecken im Sommer in der Natur.
Zu jeder Tageszeit, bei jedem Wetter und egal wo du gerade bist: Insekten, die fleißig ihrer Arbeit nachgehen, leckere Früchte, die nur darauf warten von dir verkostet zu werden, bunte Farben, die mit der Sonne um die Wetter leuchten, Düfte, die für Wohlbefinden und schöne Erinnerungen sorgen, und Geräusche, die dich daran erinnern, wie vielfältig unsere Pflanzen- und Tierwelt doch ist.
Der Sommer könnte sich also kaum idealer für Achtsamkeit in der Natur eignen. Worauf wartest du noch? Nichts wie raus!
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