Das Meer ist besser als jede Medizin. Schade, dass es Strandurlaub noch nicht auf Rezept gibt, ich wäre sofort dabei. Für mich ist es die einzigartige Kombination aus salziger sauerstoffreicher Luft, einer sich ständig wandelnden Strandlandschaft und der gefühlt unendlichen Weite des Horizonts, die mich bei Wind und Wetter jedes Jahr an die Nordsee zieht. Weil ich das Meer liebe.
Abseits des Alltags finde ich mein seelisches und körperliches Gleichgewicht wieder. Nirgendwo sonst kann ich auch nur annährend so gut abschalten, runterfahren, zu mir selbst finden. Ich fühle mich wie ein neuer Mensch, bin ausgeglichen, wach und entspannt. Was sicher auch mit der Bewegung durch meine Strandspaziergänge zu tun hat. Und mit dem Reizklima, das besser wirkt als jedes Aufputschmittel.
Am Meer ist (fast) alles besser
Es gibt vieles, was ich am Meer liebe. Es in Worte zu fassen ist eine echte Herausforderung, denn wie fasst man etwas in Worte, was einem die Sprache verschlägt und im innersten der Seele berührt?
Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Versuchen möchte ich es trotzdem, das bin ich dem Meer einfach schuldig. Weil eine vollständige Aufzählung den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, habe ich mich für die folgenden fünf Dinge entschieden:
1. Regenbogen
Wieso auch immer, aber auf einer Insel oder am Strand ist ein Regenbogen einfach besonders schön. Vielleicht weil man ihn durch die Weite des Himmels besonders gut sehen kann. Und er sich genauso schnell verändert wie die Wolken und das Wetter, die ihn erstrahlen lassen.
Es ist für mich immer ein magischer Moment, wenn auf der einen Strandseite dunkle Regenwolken hängen während auf der anderen Seite schon wieder die Sonne scheint.
Der Regenbogen verbindet hell und dunkel und seine bunten Farben erinnern mich daran, dass das Leben ziemlich vielschichtig ist, auch wenn ich manchmal in ein Schwarz-Weiß-Sehen verfalle.
2. Wolken
Wer schon mal an der Nordsee war, weiß, wie einzigartig die Wolken sein können. Je nach Wetterlage nehmen sie andere Farben und Formen an, ziehen mal schnell und mal langsam über den Himmel und sind ständig in Bewegung.

Manchmal scheinen sie sich zu verstecken und man sieht nur einen blauen wolkenlosen Himmel. An anderen Tagen türmen sie sich zu Wolkenbergen auf, färben sich bei Sonnenuntergang rosa oder scheinen sich zu Wolkenfiguren zusammen zu tun, die uns eine Geschichte erzählen wollen.
Sie zeigen uns auch, dass sich alles ständig verändert und Veränderung die einzige Konstante in unserem Leben ist. Wolken zu beobachten, gehört deshalb zu meinen Lieblingsbeschäftigungen am Meer.
3. Meerluft
Während der Zugfahrt fiebere ich stundenlang diesem Moment entgegen: Die Tür geht endlich auf und ich kann das Meer riechen. Ok, manchmal riecht es nicht wirklich. Aber zumindest spüre ich den ganzen zusätzlichen Sauerstoff, der mir entgegenweht.
Der typische Geruch, den ich mit der Nordsee verbinde, matschig, salzig, algig, scheint tages- und ortsabhängig zu sein. Je nach Wetterlage riecht das Meer mal mehr und mal weniger.
Aber auch unabhängig vom Geruch, ist Meerluft ein wahres Lebenselixier für mich. Sie pustet meinen Kopf durch, macht meine Haare widerspenstig und hält mich auch ohne Kaffee wach. Schade nur, dass ich die Meerluft nicht einfangen und in einem Glas mit nach Hause nehmen kann. Ich liebe das Meer trotzdem über alles.
4. Gezeiten
Der Wechsel zwischen Ebbe und Flut erinnert mich an die anderen Gegensätze in unserem Leben: Tag und Nacht, Sommer und Winter, hell und dunkel, laut und leise, klein und groß, um ein paar Beispiele zu nennen. Das eine gibt es ohne das andere nicht und umgekehrt.
Bei Ebbe zieht sich das Wasser zurück, legt vorher verborgene Teile des Strands frei und hinterlässt Muscheln und anderes Strandgut. Wenn das Wasser bei Flut zurückkommt, ist es mal sanft und mal weiss schäumend, verändert aber immer die Strandlandschaft, indem es Sand wegspült und neues Treibgut an Land befördert.
Beide Wasserbewegungen haben ihren eigenen Reiz: Ist das Wasser bei Ebbe weg, laufe ich gerne weit raus ins Watt, weil es sich auf dem nassen Sand besonders gut läuft, bei Flut beobachte ich gerne die Wellen, wie sie mal sanft mal stürmisch auf den Strand treffen.
5. Weite
Am Meer zu sein, bedeutet für mich frei zu sein. Frei von meinen Alltagsorgen, aber auch frei von der Enge der Stadt, von überfüllten Geschäften, hektischen Autofahrern, griesgrämigen Mitmenschen und lauten Nachbarn.

Dieses Gefühl der Freiheit ist für mich untrennbar mit der Weite des Himmels an der Nordsee verknüpft, denn sie scheint wirklich unendlich zu sein. Kein Wunder, dass meine Seele regelrecht aufatmet, sobald ich meinen Blick über das Wasser und die volle Breite des Horizonts schweifen lasse.
Am eindrucksvollsten ist die Weite direkt am Wasser, aber auch bei Ausflügen ins flache Insel- oder Landesinnere ist sie immer präsent. Durch sie wird das Meer erst so faszinierend für mich. Denn sie wirkt beruhigend und entstressend, so dass es mich leichter fällt loszulassen und zu entspannen.
Was also tun, bei einem akuten Fall von Meerweh?
Ist der nächste Urlaub am Meer noch Monate entfernt, hilft nur durchhalten. Oder Vorfreude. Auch wenn wir eigentlich längst bereits wären, sofort abgeholt und ans Meer gebracht zu werden, wie einer meiner liebsten Postkartensprüche fordert.
Mir hilft es in diesen Momenten gedanklich abzutauchen und mich an das zu erinnern, was ich am Meer liebe: Die bunten Regenbogen, die sich wandelnden Wolken, die salzige Meerluft, den sich stetig wiederholenden Wechsel zwischen den Gezeiten und die unendliche Weite des Himmels. Frei nach dem Motto: Lieber in Gedanken im Meer baden als zu Hause in Arbeit schwimmen.
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Immer noch Meerweh? Dann könnte ein innerer Kraftort am Meer das Richtige für dich sein. Was das ist und wie ihn nutzst, erfährst du auf der Seite Natur als Ressource.