Traumaheilung mit der Natur: Die heilende Kraft des Draußenseins

  • Beitrags-Kategorie:Natur / Tipps / Trauma
  • Beitrag zuletzt geändert am:Juni 26, 2025
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Heilung mit der Natur

Die Natur hat die ureigene Fähigkeit, zu beruhigen, zu heilen und wiederherzustellen.

Eine Erfahrung, die im Zeitalter von Smartphone & Co. fast schon in Vergessenheit geraten ist. Auch wenn die elektronischen Helfer durchaus ihre Berechtigung haben, wenn es um Dinge wie Routenplanung, Bahnticket oder Wetter geht, verhindern sie gleichzeitig, dass wir uns mit allen Sinnen einlassen – auf uns selbst und die Natur.

Dabei sollte genau das unser Ziel sein, wenn wir draußen unterwegs sind.

Zu diesem Schluss kommen auch immer mehr Experten, bei denen der therapeutische Nutzen der Verbindung zur Natur zunehmend ins Bewusstsein rückt, insbesondere auch im Zusammenhang mit Traumaheilung.

In diesem Beitrag, der von einem englischsprachigen Artikel bei Medium inspiriert wurde, geht es deshalb darum, wie der Kontakt mit der Natur ein wirksames Mittel zur Traumabewältigung und Traumaheilung sein kann.

Wie Draußensein und Natur Traumaheilung fördern können

Ein wichtiges Thema bei der Traumaheilung sind Ressourcen.

Wir brauchen Ressourcen, um Kraft schöpfen und Rückhalt finden zu können. Denn für viele Menschen mit Trauma stellt die Natur eine wichtige Ressource dar, weil sie viel zu bieten hat, in der Regel leicht zugänglich ist und uns mit allem akzeptiert, was gerade da ist.

Ich habe selbst im Rahmen einer Krise die heilende Wirkung der Natur hautnah erleben dürfen. Durch den regelmäßigen Aufenthalt in einem grünen Park konnte ich Stück für Stück mit Hilfe von Bäumen, Pflanzen und Tieren in mein Gleichgewicht zurückfinden.

Auch heute nutze ich deshalb fast täglich den Kontakt zur Natur um Stress abzubauen und von ihrer Wirkung auf mein Nervensystem zu profitieren.

8 Wege, wie die Natur dich bei deiner Traumaheilung unterstützen kann

Nachfolgend findest du daher acht Wege, die dir als Anregung dafür dienen sollen, wie die Natur dich auf deinem Weg der Traumaheilung unterstützen kann.

1. Einen sicheren Raum schaffen

Die Natur bietet eine sichere und vorurteilsfreie Umgebung für Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben.

Der Aufenthalt in der Natur kann ein Gefühl der Ruhe, des Friedens und der Einsamkeit vermitteln und einen Raum schaffen, in dem man seinen Gefühlen ohne Angst oder Druck begegnen und sie erforschen und verarbeiten kann.

Mit anderen Worten: Die Natur ist in der Lage dazu, heilsam zu wirken, denn sie verurteilt, bewertet oder hinterfragt uns nicht. Eine Erfahrung, die für Menschen auf dem Weg der Traumaheilung sehr wichtig sein kann.

Gerade Menschen mit Bindungs- oder Entwicklungstrauma haben oft in ihrer Kindheit die Erfahrung gemacht, dass sie übermäßig kritisiert oder abgewertet wurden. Durch den Aufenthalt in der Natur können sie ein Stück wertungsfreie Akzeptanz erfahren, die es ihnen ermöglicht, dem Erlebten mit neuen positiven Erfahrungen zu begegnen.

Lese-Tipp: Wenn du mehr über den Zusammenhang zwischen Natur und Gefühlen wissen willst, empfehle ich dir meinen Beitrag Waldgefühle: Wie der Wald auf meine Gefühle wirkt, wo ich über meine Erfahrungen berichte.

2. Von Erdung und Achtsamkeit profitieren

Die Natur lädt uns immer wieder dazu ein, präsent zu sein und uns ganz auf den gegenwärtigen Moment einzulassen.

Die Anblicke, Geräusche und Empfindungen in der Natur helfen uns, uns zu erden und unsere Achtsamkeit zu schulen. Diese Präsenz im Augenblick kann ein Gefühl des inneren Friedens, der Erdung und eine Pause von den belastenden Gedanken fördern, die häufig im Rahmen der Traumaheilung eine Rolle spielen.

Du wills mehr über das Thema „Erdung“ wissen? Dann könnte der Beitrag “Sich erden: 5 Übungen, die helfen zu entspannen” etwas für dich sein.

In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.
– Friedrich Nietzsche

3. Unsere Sinneswahrnehmung stimulieren

Die Beschäftigung mit der Natur aktiviert unsere Sinne und bietet eine multisensorische Erfahrung, die therapeutisch sein kann.

Der Geruch frischer Luft, das fröhliche Zwitschern der Vögel, das Gefühl von Gras unter unseren Füßen und der Anblick natürlicher Landschaften tragen alle zu einer sensorischen Stimulation bei. Mit anderen Worten: Sie beruhigen unser Nervensystem und fördern unsere Entspannung im Rahmen der Traumaheilung.

Mein Tipp: Wenn du das nächste Mal in der Natur unterwegs bist, erlaube dir ganz bewusst, an Pflanzen und Blumen zu riechen, einen am Boden liegenden Tannenzapfen in die Hand zu nehmen oder mit ganzer Aufmerksamkeit den Geräuschen der Insekten oder Vögel um dich herum zu lauschen.

4. Verbindung mit dem natürlichen Rhythmus aufnehmen

Die Natur basiert auf ihren eigenen natürlichen Rhythmen und Zyklen. Indem wir in ihren Rhythmus eintauchen, bei einem traumasensitiven Waldbad oder einem Spaziergang, können wir ein Gefühl von Perspektive und Beruhigung auf unserem Weg der Traumaheilung entwickeln.

Die Beobachtung des Wechsels der Jahreszeiten, von Ebbe und Flut oder des Pflanzenwachstums kann uns an die Widerstandsfähigkeit und die zyklische Natur unseres eigenen Lebens erinnern. Gleichzeitig kann sie uns Hoffnung geben und eine umfassendere Perspektive für unseren Weg der Traumaheilung bieten.

Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, wieder Zugang zu dem eigenen unversehrten Teil in uns zu finden, der trotz aller traumatischen Erfahrungen in uns zu Hause ist. Auch wenn wir schon lange mit den Traumafolgen leben oder sogar damit hadern.

Denn so wie die Natur immer wieder Stürmen, Unwettern und Katastrophen mit ihrer Beständigkeit und Stärke trotzt, um danach wieder in ihren natürlichen Rhythmus zurückzufinden, dürfen auch wir darauf vertrauen im Laufe unserer Traumaheilung zu uns selbst zurückzufinden.

5. Von Symbolik und Metaphern profitieren

Die Natur kann eine kraftvolle Symbolik und Metaphern für Menschen mit traumatischen Erfahrungen bieten.

Die Widerstandsfähigkeit und das Lebensalter eines Baumes, der Stürme überstanden hat, oder die Beobachtung eines Schmetterlings, der aus einem Kokon schlüpft, kann eine Quelle der Inspiration und Ermutigung sein und für persönliches Wachstum und Transformation im Rahmen unserer Traumaheilung stehen.

Lese-Tipp: Mehr über Kraftorte in der Natur erfährst du im Beitrag „5 Kraftorte in der Natur zum Auftanken“ auf meinem Blog.

6. Lernen eine Verbindung und Vertrauen wiederherstellen

Ein Trauma kann die Verbindung zu uns selbst, zu anderen und zur Welt um uns herum stark beeinträchtigen.

Die Natur bietet einen sanften und nicht bedrohlichen Raum zur Wiederherstellung dieser Verbindungen. Durch Aktivitäten wie Waldbaden, Wandern oder einfaches Sitzen an einem See oder Fluss können wir wieder zu uns selbst finden. Außerdem können wir Vertrauen aufbauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Natur entwickeln. 

Das Thema Verbundenheit spielt aus meiner Sicht eine wichtige Rolle bei der Traumaheilung, denn ohne eine Wiederherstellung der Verbindung zu uns selbst, fehlt uns auch die Voraussetzung für eine gute und gelingende Verbindung zu anderen Menschen.

Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Sinn geben.
– Wilhelm von Humboldt

7. Basis für eine verkörperte Heilung bieten

Die Beschäftigung mit der Natur fördert die körperliche Bewegung und Aktivität und damit auch unsere körperliche Heilung.

Aktivitäten wie Spazierengehen, Wandern oder Gartenarbeit können alle dazu beitragen, körperliche Spannungen abzubauen, aber auch helfen das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und die Menschen wieder mehr mit ihrem Körper zu verbinden, was gerade im Rahmen der Traumaheilung erwiesenermaßen unerlässlich ist.

Nackte Füße im Wald - Naturingmyself - Traumaheilung mit der Natur - Heilende Kraft des Draußenseins

8. Gemeinschaft und Unterstützung bieten

Naturbasierte Aktivitäten, die zur Traumaheilung beitragen, können dem Einzelnen auch die Möglichkeit bieten, sich mit Gleichgesinnten und anderen Betroffenen zusammenzutun, um dadurch Gemeinschaften zu bilden, die sich gegenseitig unterstützen.

Angeleitete Aktivitäten in der Gruppe wie Wanderungen, Outdoor-Workshops oder traumasensitives Waldbaden bieten Raum, um Erfahrungen auszutauschen, von anderen zu lernen und ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbindung zu entwickeln.

Fazit: Geh nach draußen und nutze die heilende Kraft der Natur

Die Natur ist eine einzigartige Ressource für Menschen mit Trauma in ihrer Biographie.

Denn die Beschäftigung mit der Natur bietet ihnen einen sicheren Raum. Sie erdet im gegenwärtigen Moment und bietet eine sensorische Stimulation, die sowohl Entspannung als auch Achtsamkeit fördert.

Die Symbolik der Natur, die Verbindung mit ihren natürlichen Rhythmen und die körperliche Aktivität erleichtern das persönliche Wachstum und die Wiederherstellung des Vertrauens gleichermaßen.

Indem wir uns auf die transformative Erfahrung einlassen, uns mit der Natur zu verbinden, können wir einen Weg der Traumaheilung einschlagen, der unsere Widerstandsfähigkeit erhöht und Raum für die Wiederentdeckung von Freude, Lebendigkeit und unserem unversehrten Kern bietet.

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